Wir leben in einem freien Land, behauptet man, in dem jeder seine Überzeugungen denken, glauben und sagen darf. Aber es gibt zunehmend Menschen, die eine Einheitsmeinung und eine Einheitsideologie etablieren wollen.

Zwar ist es nicht so, als bildeten diese Menschen eine Mehrheit. Aber die Mehrheit schweigt. Und schaut zu. Und hört zu. Wie Menschen beschimpft, bedroht, geschlagen und mit Waffen angegriffen werden. Das ist Terror. Radikale und Fanatiker bedrohen unsere Freiheit und unser Leben. Denn Juden gehören zu uns.

Nicht einmal 100.000 von ihnen leben noch in Deutschland, Tendenz fallend. Viele überlegen, dieses Land zu verlassen, in dem angeblich jeder glauben darf, was er will.

Fürsprecher sind selten und leise. Der Terror wirkt. Wer schweigt macht sich schuldig. So einfach ist das.

Porträt: Älterer Herr mit kurzem Vollbart, kurzem Haar und hoher Stirn.
Leonid Goldberg, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Wuppertal

Vor fünf Jahren gab es einen Brandanschlag auf unsere Synagoge hier in Wuppertal. Es waren angeblich drei Palästinenser. Ein Teil hatte keine Papiere. Ein Richter sagte, das war ein schwerer Brandanschlag, aber keine antisemitische Tat. Da frage ich mich, was ist denn eine antisemitische Tat? In Berlin kletterte ein Attentäter mit einem Messer in der Hand und dem Ruf „Allahu akbar“ über die Mauer der Synagoge Oranienburger Straße. Er wollte Juden abstechen. Ein Richter ließ ihn frei, da „gegen ihn nichts vorläge“. Jetzt ist er untergetaucht: Wir haben da ein rechtliches Problem!

Blonde Frau mittleren Alter mit ausgeschnittenem schwarzen Pullover
Margaret Traub, Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Bonn

Ich hätte nie geglaubt, dass die Lage für uns Juden in Deutschland so schlimm werden würde. Viele getrauen sich nicht mehr mit einer Kippa auf die Straße. „Du Jude“ ist bei Jugendlichen ein Schimpfwort geworden. Das finde ich absolut schrecklich.

Porträt: Mann mittleren Alters mit sehr kurzen Haaren und roter Brille. Trägt ein blaues Hemd und eine schwarze Strickjacke
Uri Kaufmann, Leiter der Alten Synagoge Essen

Ich bin seit acht Jahren der Leiter der Alten Synagoge Essen. Ich stelle fest, dass in den letzten Jahren die Hemmschwellen bezüglich antisemitischer Äußerungen gesunken sind. Eine Partei fördert besonders die politische Polarisierung. Polarisierung führt zu Hass, Hass führt zu Gewalt. An Schulen gibt es Angriffe auf jüdische Schüler. Diese verstecken teilweise ihre jüdische Identität. Das Mobbing führt zu einem Zulauf an jüdische Schulen, etwa in Düsseldorf. Das ist keine gute Entwicklung.

Porträt: Mann mittleren Alters mit wenigen, sehr kurzen Haaren. Aus einem dunkelbraunen Pullover schaut der Kragen eines hellblauen Hemdes hervor
Hıdır Eren Çelik, Leiter der evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn

Wir, als Bürger, haben Verantwortung!

Antisemitismus ist salonfähiger geworden. Antisemitismus war immer Bestandteil rassistischer und menschenfeindlicher Ideologien in Europa und Deutschland. Antisemitismus hat seine Wurzeln in der Geschichte. Aus Spanien wurden 1492 alle Juden vertrieben. Unter der NS-Herrschaft wurden Juden systematisch entrechtet, verfolgt und ermordet.

Juden und Synagogen sind wiederholt Ziele antisemitischer Angriffe: Was tun?

Wir, nicht nur die Politik, wir als Bürger, haben die Verantwortung, unsere Kinder toleranter und respektvoller zu erziehen, damit sie die Zukunft friedlich gestalten, damit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit nie wieder einen Platz in unserer Gesellschaft bekommen. Wir müssen eine Welt der Freiheit schaffen, in der Hass und Gewalt keinen Platz haben.

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